Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

Ernte und Lagerung von Sojabohnen

Soja wird seit einigen Jahren vermehrt auch auf hessischen Ackerflächen angebaut. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass durch stetige Züchtungsarbeit neue, an die hiesigen Standorte angepasste Sorten zur Verfügung stehen. Nach wie vor ist der Reifezeitpunkt entscheidend für den Erfolg des Sojaanbaus in Hessen.

Druschzeitpunkt

Die Ernte erfolgt je nach Standort, Witterung und Sorte, meist im September. Als Vorbote des Herbstes lassen die Sojapflanzen zur Abreife ihre Blätter fallen; ein erstes Indiz, dass der Bestand bald druschreif ist. Die Blätter bedecken den Boden, vereinzelt können aber auch noch Pflanzen mit grünen Blättern gesichtet werden. Es empfiehlt sich die Abreife der Bestände regelmäßig zu kontrollieren, denn auch Bestände mit teilweise noch grünen Blättern können erntereif sein. Wird mit der Ernte zulange gewartet, ist mit Qualitätseinbußen z.B. durch erhöhten Pilzdruck, aber auch Massenverluste durch Hülsenplatzen, zu rechnen. In Abhängigkeit der Sorte und Klassifizierung in Reifegruppen, werden die Sorten zu unterschiedlichen Zeitpunkten reif. Die in Hessen angebauten Reifegruppen (000 = sehr früh, 00 = früh), unterscheiden sich in ihrer Abreife ca. 8 Tage voneinander. Eine Grundeinordnung ist zwar möglich, jedoch ist das Reifeverhalten innerhalb und zwischen den einzelnen Reifegruppen sehr heterogen. Daher benotet das Bundessortenamt zusätzlich die Reife und die Ertragseigenschaften (Korn-, Protein-, Öl-Ertrag) der Sorten von 1 – 9.

Note 1 = niedrige Ausprägung des Merkmals (gering, kurz, früh), Note 5 = wird bei durch-schnittlicher Einstufung vergeben, Note 9 = starke Ausprägung des Merkmals (hoch, lang, spät)

Die Bewertung der Reife und weiterer Parameter wie Wuchshöhe und Proteingehalt können in den Ergebnissen der Landessortenversuche abgelesen werden. Dies hilft bei der Sortenwahl und der Orientierung, wie sich die einzelnen Sorten in der Abreife verhalten.

LSV Sojabohne 2022, konventionell
LSV Sojabohne 2022, ökologisch

Die sichere Abreife von Soja in Grenzanbaugebieten (siehe Karte zur Anbaueignung von Soja ( Geoportal JKI)) ist nach wie vor ausschlaggebend für den Erfolg. Nur wenn zuverlässig geerntet werden kann, ist Soja eine interessante Alternative.

Vorbeugende Maßnahmen und Erntetechnik

Eine Ernte zum erstmöglichen Termin bei einer Restfeuchte des Korns von 14 bis 18 % sollte angestrebt werden. Das Risiko einer erschwerten Soja-Ernte steigt mit der Verschiebung der Ernte in den Oktober. Kalte und nasse Wetterumschwünge zur Zeit der Sojaernte und verbunden mit einer schlechten Befahrbarkeit der Äcker sind zu vermeiden. Daher sind sichere und rechtzeitig abreifende Sorten (Ernte im September) entscheidend. Daneben stellt die Ernte der Sojabohne besondere Anforderungen an die Erntetechnik, deren Fahrer und Fahrerinnen sowie die nachfolgende Erntekette bis ins Lager und der dortigen Lagerung.

Tiefer Hülsenansatz

Der tiefe Hülsenansatz der Sojapflanze führt bei herkömmlicher Druschtechnik häufig zu hohen Ernteverlusten, da die unteren Hülsen nicht mit gedroschen werden. Zu groß ist die Gefahr, dass bei tiefer Führung des Schneidwerks Steine und Erde mit aufgenommen werden und dadurch Schaden angerichtet bzw. Erntegut verschmutzt wird.

Um dies zu vermeiden, ist, neben der Wahl möglichst steinfreier, ebener Flächen, ein ebenes Saatbeet wichtig. Dies kann durch Anwalzen der Saat erzielt werden. Das Saatgut erhält so verbesserten Anschluss an das Bodenwasser; gleichzeitig werden Steine in die Ackerkrume gedrückt, was die Ernte zusätzlich erleichtert.

Technische Anpassung

Lohnunternehmen und Anbauer von Soja verfügen zumeist über ein Flexschneidwerk. Diese Technik ermöglicht eine flexible Anpassung an den Boden. Ernteverluste können durch einen tieferen Schnitt und Aufnahme der untersten Hülsen minimiert und die Sojabohne sauber gedroschen werden.

Die hohe Anpassungsfähigkeit und der Ausgleich von Unebenheiten von > 30 cm (je nach Hersteller) wird durch einen auf Kufen geführten, durchgehend flexiblen Messerbalken erreicht. Die Gefahr, dass Erde oder Steine auch bei größeren Arbeitsbreiten aufgenommen werden, wird dadurch stark minimiert.

Weitere Informationen zu flexiblen Schneidwerken

Steht der Erntezeitpunkt fest, kommt es neben der richtigen Technik auch auf die richtige Einstellung des Mähdreschers an.

Hier finden Sie detaillierte Informationen zu:
Einstellungen zur Sojabohnenernte
Ernte und Aufbereitung von Körnerleguminosen

Auch im Lager stellt die Sojabohnen in Abhängigkeit der Kornfeuchte, spezielle Anforderungen an die Handhabung und Lagerdauer. Diese müssen beachtet werden, um über die gesamte Lagerdauer eine qualitativ hochwertige Ware liefern zu können.

Lagerung

Die Sojabohne nimmt hinsichtlich der Lagerung eine Sonderstellung ein, da sie bei normaler Restfeuchte (< 14 %) im Vergleich zu Getreide oder anderen Körnerleguminosen, eine relativ schlechte Lagerfähigkeit aufweist. Nach Angaben vom Sojaförderring sind Sojabohnen in Abhängigkeit der Restfeuchte unterschiedlich lang lagerfähig (siehe Tabelle 1). Um Schimmelbildung im Sojalager zu vermeiden, ist eine relative Luftfeuchte von 65 % oder weniger einzuhalten.

Tabelle 1: Lagerdauer der Sojabohne in Abhängigkeit der Kornfeuchte
(nach M. Miersch: Lagerung von Sojabohnen; erschienen in Taifun Sojainfo Nr.11 06 2015)

KornfeuchteLagerdauer
14 %6 Monate (Kühllagerung bei 6 – 8 °C)
13 %6 – 9 Monate (über Winter)
12 %1 Jahr
11 %1 – 3 Jahre

 

Hinzu kommt eine erhöhte Gefahr des Verderbs durch Bohnen, die Risse aufweisen, über welche Luft und Pilzinfektionen leichter eindringen können. Eine schonende Erntekette ist Voraussetzung für eine hohe Lagerfähigkeit.

Neben der Feuchte ist auch der Faktor Lagertemperatur entscheidend für die Lagerdauer. Denn nur bei entsprechender Korntemperatur ist die Bohne in Zusammenhang mit der in Tabelle 1 angegebenen Kornfeuchte entsprechend lagerfähig. Tabelle 2 zeigt die ungefähr tolerierbare Lagerdauer von Sojabohnen in Tagen.

Tabelle 2: Lagerdauer in Tagen in Abhängigkeit der Korntemperatur und -feuchte
(nach K. Hellevang, 2012)

Korntemperatur
-1°C4°C10°C16°C21°C27°C
Kornfeuchte
11 %>300>300>300>300200140
12 %>300>300>30024012570
13 %>300>3002301207040
14 %>300280130754520
15 %>30020090503015
16 %>30014070352010
17 %>300905025147
19 %19060301583
21 %13040151062
23 %903512852
25 %703010742

Aufbereitung

In der Verwendung als Tierfutter müssen Sojabohnen vor der Fütterung an Geflügel oder Schweine thermisch aufbereitet werden. Antinutritive Substanzen (vorwiegend Trypsininhibitoren) in der Sojabohne hemmen das eiweißspaltende Enzym Trypsin. Eine thermische Inaktivierung durch unterschiedliche Verfahren ist daher notwendig. Aufgrund des hohen Fettgehaltes der Sojabohne (ca. 20 %) ist auch eine Entölung zu empfehlen, da sonst mit Leistungs- und Qualitätseinbußen von Monogastern zu erwarten sind. Nach der Entölung kann der gewonnene Presskuchen oder das Extraktionsschrot verwendet werden. Das gewonnene Sojaöl kann als wertvolles Speise- oder Futteröl weitere Verwendung finden. Dazu müssen Toast- und Entölungsanlagen in der Region verfügbar sein. Auf der Seite des Sojaförderrings finden Sie Hinweise zu stationären und mobilen Toast- und Entölungsanlagen, die überregional und auch in Hessen zur Verfügung stehen.

Für die mobile Toastung empfiehlt es sich, sich mit anderen sojaanbauenden Betrieben abzusprechen, da durch die Wahl eines zentralen, gut erreichbaren Ortes der Durchsatz erhöht und die Anfahrtskosten geteilt werden können.


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