Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Pflanzenschutz (Raps)

Feuchte Bedingungen erhöhen das Risiko durch Schnecken – Kontrollen durchführen!

Die Niederschläge der vergangenen Wochen haben zu einer hohen Aktivität vorhandener Schnecken geführt. Eine Kontrolle mittels Falle (Schneckenfolie, Sack, Blumenuntersetzer, …) ist sinnvoll, um ein aufschlussreiches Bild über mögliche Schneckenschäden in den Rapssaaten zu bekommen.

Eine Schädigung landwirtschaftlicher Kulturen geschieht nur durch einige wenige Arten. Ackerschnecken (Deroceras ssp.) und Wegschneckenarten (v.a. Arion vulgaris). Dabei ist das Ausmaß der Schädigung von deren Besatz, deren Aktivität und den Auflaufbedingungen der Pflanzen abhängig. Der Schneckenbesatz steht wiederum in engem Zusammenhang mit der Witterung der vorangegangenen Monate, der Anzahl vorhandener Grobporen im Boden, der Vorfrucht und der Bodenart. Das Vermehrungspotenzial der Schnecken ist grundsätzlich sehr hoch. Die Genetzte Ackerschnecke legt bis zu 500 Eier ab. Aus diesen schlüpfen nach zwei bis vier Wochen die Jungschnecken. Nach weiteren vier bis sechs Wochen sind die Jungschnecken geschlechtsreif und beginnen einen neuen Generationszyklus. Nacktschnecken verlieren pro Stunde etwa 5 % Wasser, sobald die Luftfeuchte unter 45 % abfällt. Überschreiten die Wasserverluste ein Maß von mehr als 30 % ist dies für Schnecken letal. Dies trifft insbesondere auf die kleineren (Jung-) Schnecken zu.

Die Gemeine Wegschnecke (Arion vulgaris ) ist vergleichsweise mobil und äußerst anpassungsfähig z.B. an widrige trockene und heiße Witterungen. Sie verdrängt durch Hybridisierung andere Wegschneckenarten. Sie taucht oftmals im Randbereich der Äcker auf.
Ackerschnecken (Deroceras ssp.) können sich bei entsprechend feuchter Witterung ganzjährig vermehren. Dadurch sind Übervermehrungen (Gradationen) möglich, die zu gravierenden Kulturschäden führen können. Ackerschnecken befinden sich häufig inmitten der Ackerschläge.
Jungschnecken

Schneckenschäden sind grundsätzlich am ehesten auf Flächen zu erwarten, die besonders bodenschonend (Minimalbodenbearbeitung) bewirtschaftet werden. Auch die Kulturen haben einen großen Einfluss auf den Schneckenbesatz.

Winterraps ist z.B. ein idealer Lebensraum für Schnecken. Einerseits sind Rapspflanzen für die Ackerschnecken eine schmackhafte Nahrungsquelle und andererseits beschatten die Pflanzen den Boden fast ganzjährig. Zudem bieten die Erntereste gute Rückzugsmöglichkeiten. Das generelle Vorhandensein von Schnecken kann daher am einfachsten nach der Rapsernte vor Aussaat der Herbstkultur im Ausfallraps anhand der typischer Fraßspuren festgestellt werden. Von den Schadschneckenarten ist die Gemeine Wegschnecke (Arion vulgaris) vermutlich besser an vorübergehende Trockenzeiten angepasst. Sie schädigt die Kulturen in der Regel in den Randbereichen der Schläge. Grenzen feuchte Gräben und Staudenfluren unmittelbar an Ackerschläge, ist dort ggf. mit einem Einwandern der Gemeinen Wegschnecke in die Feldkultur zu rechnen, auch wenn es zuvor lange Zeit nicht geregnet hat.

Rapsstroh als Rückzugsort für Schnecken (Foto: Heinrich Wilhelm)

Kontrolle der Schneckenaktivität mittels Falle

Für eine Kontrolle der Schnecken mit einer Falle müssen Bedingungen vorherrschen, die eine Aktivität vorhandener Schnecken erwarten lassen: bei Hochdruckwetter muss zumindest so viel Tau vorhanden sein, dass die Bodenoberfläche sichtbar feucht ist. Als geeignete Fallen dienen z.B. Schneckenfolien, feuchte Säcke oder Blumenuntersetzer. Dabei wird Metaldehyd-haltiges Schneckenkorn abends unter die Falle ausgelegt. Morgens, bevor die Sonne die Fallen erwärmt und vorhandene Schnecken sich verkriechen, kann man dann nach Schleim und Schnecken schauen. Kleine stecknadelgroße Jungschnecken werden bisweilen übersehen. Deshalb müssen auch kleinste Schleimspuren genau beachtet werden. Die Schneckenkontrolle sollte am besten vor der Saat der Kultur erfolgen, spätestens jedoch unmittelbar nach der Saat. Gesicherte Schadschwellen gibt es nicht. Eine direkte Bekämpfung ist erfahrungsgemäß bei einem Befall von –ein bis zwei Schnecken je Falle und Tag anzuraten.

Indirekte Maßnahmen haben bei der Schneckenbekämpfung eine wesentliche Rolle

Alle Maßnahmen, die den Schnecken Unterschlupfmöglichkeiten nehmen, sind geeignet, Besatz und Aktivität zu unterdrücken: z.B. Pflügen mit Krumenpacker, Herstellung eines feinkrümeligen Saatbettes, gute Rückverfestigung der Saat sowie unmittelbares Anwalzen der Saat. Insbesondere beim Mulchsaatverfahren ist auf eine sorgfältige Rückverfestigung der Saat zu achten. Falls das Stroh nicht abgefahren wird, ist bei der Stoppelbearbeitung unbedingt auf eine intensive Einmischung in den Boden zu achten, damit den Schnecken Unterschlupfmöglichkeiten genommen werden. Hilfreich ist es ebenfalls, den Schnecken die Nahrungsgrundlage zu entziehen: daher sollten Ausfallgetreide und Ausfallraps rechtzeitig beseitigt werden. Dies gilt insbesondere für geplante Rapssaaten im Mulchsaatverfahren.

Direkte Maßnahmen

Schneckenkorn

Schneckenkorn ist das wirksamste Mittel der direkten Bekämpfung. Dennoch ist die Bekämpfungsleistung bei sehr hohen Schneckenzahlen (z.B. 100 Schnecken/Folie) nicht immer ausreichend. Deshalb haben die indirekten Maßnahmen grundsätzlich bei der Schadschneckenregulierung eine besonders große Bedeutung.

Wirkstoffe

Derzeit sind zwei Wirkstoffe zur Schneckenbekämpfung im Ackerbau zugelassen. Es handelt sich um Eisen-III-phosphat und Metaldehyd. Sie sind Fraßgifte und müssen in ausreichender Menge von den Schnecken gefressen und verdaut werden, um Wirkung zu entfalten. Die Wirkung von Metaldehyd beruht auf eine Schädigung der schleimproduzierenden Zellen. Daraus resultiert eine übermäßige Schleimbildung, die zum totalen Energieverbrauch und Tod der Schnecke führt. Eisen-III-phosphat schädigt Zellen im Kropf und Mitteldarm. Daraus resultiert ein Fraßstopp. Größere Schnecken müssen für eine letale Wirkung vergleichsweise viel Schneckenkorn aufnehmen. Die Schnecken ziehen sich zum Sterben in ihre Verstecke zurück. Im Gegensatz zum Metaldehydeinsatz sind bei Eisen-II-phosphat keine Schneckenleichen auf der Bodenoberfläche zu finden. Metaldehyd besitzt zusätzliche Wirkungsvorteile bei warmer Witterung.

Voraussetzungen einer effektiven Wirkung

Damit das Schneckenkorn wirken kann, muss die Schnecke das Korn finden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schnecke ein Korn findet, steigt mit der Anzahl der Körner pro Quadratmeter. Dabei sind mindestens 35 gleichmäßig verteilte Körner je Quadratmeter anzustreben. Die Streubreite ist vom Produkt abhängig, sollte aber allgemein nicht mehr als 18 m betragen. Von Bedeutung ist ebenfalls die Größe des Korns; sehr kleine Körner werden bei Niederschlägen leicht in den Boden verschlämmt. Große Körner erfordern höhere Aufwandmengen in kg je ha, um die angestrebte Körnerdichte zu erreichen. Wichtig ist, dass der Köder regenstabil ist. Dabei unterscheiden sich Nasspressungen deutlich von den Trockenpressungen. Während Nasspressungen nach 5 Tagen und 100 mm Niederschlag noch stabil bleiben, beginnen Trockenpressungen sich vorher aufzulösen. Häufig wird dies zu spät bemerkt, so dass die Schnecken dann auflaufende Kulturpflanzen bereits geschädigt haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schnecke ein Korn findet und frisst, erhöht sich enorm, wenn es keine Nahrungsalternativen gibt. Deshalb ist es sehr hilfreich, wenn das Schneckenkorn unmittelbar nach der Saat ausgebracht wird und die Schnecke auf das Schneckenkorn als alleinige Nahrungsquelle angewiesen ist. Bei sehr hohem Schneckendruck ist die Anwendung nach ca.14 Tagen zu wiederholen, wenn die erforderliche Körnerdichte mit 35 Körnern/m2 deutlich unterschritten ist. Zusätzliche Stressfaktoren, wie warmes, sonniges Wetter am Tage und wenig Unterschlupfmöglichkeiten, verbessern die Wirkung der Produkte.

Beispiele von Präparaten zur Schneckenbekämpfung in Winterraps/Getreide
(Nasspressung)

MittelWirkstoffmax. Anzahl Anwendungen
Raps, Getreide
Aufwandmenge pro AnwendungZugelassen inZulassung bis
Streubreite in der Regel nicht über 18 m (Streutabellen der Ausbringtechnik beachten).
Auflagen: Für alle Produkte gilt die NT116: Bei der Anwendung muss ein Eintrag in angrenzende Flächen vermieden werden. Weitere Auflagen sind nach Gebrauchsanweisung zu beachten.
Metarex INOVMetaldehyd 4%55 kg/haMais, ZR, Getreide, Raps, Kartoffel, Sojabohne31.05.2024
Limares TechnoMetaldehyd 5%27 kg/haGetreide, Raps, Sonnenbl.31.05.2024
AxcelaMetaldehyd 3%37 kg/haZR, Getreide, Raps, Kartoffel31.12.2027
Schnecken-Linsen, Mollustop, Innopro-tect S-KornMetaldehyd 3%33 kg/haZR, Getreide, Raps, A-Bohne31.05.2024
Arinex, Glanzit S-Korn HQMetaldehyd 6 %25,8 kg/haGetreide, Raps31.05.2024
Ironmax Pro, Sluxx HPEisen-III-phosphat 2,4 %, 2,97 %47 kg/haZR, Getreide, Raps, Hülsenfrüchte, Soja-Bohne31.12.2031

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