Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Verfahrenstechnik & Energie

Getreidelagerung: Nützlingseinsatz zur Schädlingskontrolle

Steigende Außentemperaturen führen dazu, dass die Temperaturen in den Getreidelägern stetig ansteigen. Bedeutsame Vorratsschädlinge wie Kornkäfer und Getreidemotten (Dörrobstmotte) werden deshalb verstärkt aktiv und legen Eier in überlagertem Getreide bzw. Getreideresten. Daraus entwickelt sich dann rasch eine neue Generation, die später das frisch eingelagerte Getreide befällt. Deshalb ist die gründliche Reinigung der Getreideläger inklusive der Ecken, Ritzen, Förderbänder und Erntemaschinen die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme.

Alle Maßnahmen sollten jedoch durch eine sorgfältige Überwachung des Schädlingsaufkommens begleitet werden. Der Flug der in den letzten Jahren verbreitet vorkommende Dörrobstmotte (Gespinstmotte) lässt sich mit Pheromonfallen (wiederverwendbare Trichterfallen mit Longlife-Ködern, bis zu 3 Monate wirksam) überwachen. Das Ziel ist es, die Schädlinge zu identifizieren und einen möglichen Befall frühestmöglich zu erkennen.

Allgemeine Hinweise für den Nützlingseinsatz

  • Der Einsatz von Nützlingen ist am wirksamsten, wenn man präventiv arbeitet.
  • Hygienische Maßnahmen (gründliche Reinigung des Lagers) dürfen nicht vernachlässigt werden, um neuen Befall vorzubeugen und die Effektivität der Nützlinge zu unterstützen.
  • Die Aktivität der Nützlinge wird durch die Temperatur beeinflusst, d.h. die Raumtemperatur sollte bei mindestens 16°C liegen.
  • Die Aufwandmengen sind immer abhängig von der Raumgestaltung, vom Lagergut, dem Schädlingsdruck sowie der Stärke des Vorjahrbefalls.
  • Die Nützlinge sollten möglichst bald nach der Ankunft ausgebracht werden. Eine Lagerung könnte die Wirksamkeit der Nützlinge reduzieren.
  • Eine Kombination von Nützlingseinsatz mit chemischen oder physikalischen Maßnahmen ist nicht möglich!
  • Die Nützlinge sind ungefährlich für Menschen und Tiere. Man braucht keine Schutzkleidung, um sie auszubringen und es gibt kein Risiko von Rückständen oder Resistenz.

Bekämpfung der Getreidemotten im Lager mit Nützlingen

Die Trichogramma-Schlupfwespen sind mit 0,4 mm winzig klein und parasitieren die Eier der Schädlinge, d.h. sie belegen diese mit ihren eigenen Eiern. Das Schädlingsei wird abgetötet, weil sich darin ein neuer Nützling entwickelt, der nach etwa 10 Tagen schlüpft. Dieser Zyklus wiederholt sich, solange Schädlingseier vorhanden sind. Die Entwicklungszeit von Trichogramma beträgt temperaturabhängig etwa 10 -14 Tage. Die Trichogrammen sind erst ab ca. 15°C bis ca. 32°C richtig aktiv. Sie fühlen sich bei Temperaturen über 20°C am wohlsten und arbeiten am effektivsten.
Insbesondere Schlupfwespen der Art Trichogramma evanescens spp. wirken gegen Mehlmotten und Dörrobstmotten und werden mit Hilfe der Tricho-Karte VORRAT, einem Kartonkärtchen, ausgebracht. Von einer Karte werden mindestens 2000 Trichogramma-Schlupfwespen schlüpfen.

Die Brackwespe der Art Bracon hebetor ist ein Parasitoid von Mehlmotten- und Dörrobstmottenlarven. Sie lähmt die Larve mit einem Stich. Die Larven entwickeln sich nicht weiter und hören sofort auf zu fressen. Die Larven der Brackwespe entwickeln sich innerhalb von etwa 10-12 Tagen und bilden zuletzt charakteristische kleine Seidenkokons, aus denen wieder eine neue Generation Nützlinge schlüpft. Diese Brackwespe ist sehr mobil und flugfähig. Jede BracoTop-Einheit enthält mindestens 40 Tiere.

Beide Nützlinge können in Kombination eingesetzt werden, um gleichzeitig Motteneier und Mottenlarven zu bekämpfen. Alle Nützlinge werden das ganze Jahr über produziert und jede Woche frisch versandt!

Mit dem Einsatz der Trichogramma-Schlupfwespen sollte in der Regel bereits im Frühjahr begonnen werden, wenn die ersten Falter auftreten und dann jede 2 Woche wiederholt werden bis zum Herbst, wenn die Temperaturen sinken. Die Brackwespen werden im Frühjahr gegen überwinternde Larven eingesetzt, bei erhöhtem Falterdruck und im Herbst gegen Larven, die überwintern werden, mit jeweils 1 bis 4 Freilassungen.
Bei präventivem Einsatz von Trichogramma-Schlupfwespen und Brackwespen auf eingelagerter Ware werden folgenden Mengen empfohlen:

  • Trichogramma-Schlupfwespen: 1 Karte / 5 – 10 m²; im leeren Raum 1 Karte / 20 – 25 m²
  • Brackwespen: 1 Einheit / 10-20 m², im leeren Raum 1 Einheit / 40-50 m²

Bekämpfung von Kornkäfern mit Lagererzwespen

Die Lagererzwespen Lariophagus distinguendus und Anisopteromalus calandrae sind bekannt als Larvenparasitoide gegen verschiedene Käferarten, besonders auch gegen Kornkäfer. Die Wespen sind schwarz gefärbt und etwa 3 mm lang. Die Käferlarve wird durch einen Stich paralysiert und das Ei direkt neben die Käferlarve ablegt. Die gelähmte Käferlarve stoppt sofort ihre Fraßtätigkeit und dient der Schlupfwespe nun als Nahrung. Nach der Verpuppung geht die neu geschlüpfte Schlupfwespe auf die Suche nach weiteren Kornkäferlarven. Dieser Zyklus kann sich solange wiederholen, solange die Schlupfwespen Käferlarven finden.
Der Einsatz von Lagererzwespen bei einem präventiven Einsatz wird in der Regel zu drei verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt:

  • Leerraum-Behandlung (wenn keine chemische Behandlung durchgeführt wird) und bei der Getreideeinlagerung (ein bis vier Freilassungen mit 2 Wochen Abstand zwischen zwei Freilassungen)
  • im Herbst nochmals, kurz bevor die Temperatur zu niedrig sind (ein bis drei Freilassungen mit 2 Wochen Abstand)
  • im Frühling, sobald die Temperaturen im Lager hoch genug sind (ein bis drei Freilassungen mit 2 Wochen Abstand)

In der Regel wird beim Einsatz von Lagererzwespen die folgende Menge bei einer präventiven Behandlung (Befalls Beginn oder präventiver Einsatz) empfohlen: 1 Einheit/ 10-25 m² auf Ware; 1 Einheit/ 40-50 m² in leere Räume.

Folgende Firmen bieten Nützlinge an (Auswahl):

  • Fa. AMW Nützlinge GmbH, Außerhalb 54, 64319 Pfungstadt, Tel.: 06157/9905-95, Fax: 0 6157/9905-97, http://www.amwnuetzlinge.de
  • Biologische Beratung Prozell und Schöller GmbH, Storkower Str. 55a 10409 Berlin, Tel.:030 42 42800 – 842, Fax: 030 42 859 – 586 http://www.biologische-beratung.de/
  • Biofa AG, Rudolf-Diesel-Str. 2, 72525 Münsingen Tel.: 07381 9354-0 Fax: 07381 9354-54 http://www.biofa-farming.com
  • Sautter & Stepper GmbH, Rosenstr. 19, 72119 Ammerbuch Tel.:: 07032 957830 Fax: 07032 957850, http://www.nuetzlinge.de/

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag