Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Schafe & Ziegen

Ausbruch der Blauzungenkrankheit des Serotyps 3 (BTV3) in den Niederlanden

Am 5. September 2023 wurde die Blauzungenkrankheit bei Schafen in vier verschiedenen Betrieben in den Niederlanden festgestellt. Dabei handelt es sich um den Serotyp 3 des Virus, der in Europa bisher in Italien/Sizilien aufgetreten ist. Blauzungenvirus des Serotyps 3 (BTV3) kommt auch in Tunesien und in Israel vor. Die Niederlande waren zuvor als frei von Blauzungenkrankheit von der EU anerkannt gewesen.

Mittlerweile sind 40 Betriebe in den Niederlanden betroffen, wobei es sich in der Mehrheit um Schafhaltungen handelt. Es wird mit einer weiteren Ausdehnung der Tierseuche gerechnet.

Welche Auswirkungen hat der Ausbruch?

Bei der Blauzungenkrankheit handelt es sich um eine nach EU-Tiergesundheitsrecht gelistete Tierseuche der Kategorie C, D und E. Das bedeutet, dass bei einem Seuchenausbruch insbesondere Handelsbeschränkungen gelten. Deutschland ist erst seit dem 1. Juni 2023 von der EU wieder als frei vom Virus der Blauzungenkrankheit anerkannt worden. Hessen hatte den Freiheitsstatus bereits ein Jahr zuvor erhalten. Der damalige Seuchenausbruch war durch BTV8 verursacht worden. Ein Wiederausbruch der Tierseuche wird mit massiven Handelseinschränkungen verbunden sein. Es sind insbesondere Probleme bei der Verbringung von männlichen Kälbern aus milchviehhaltenden Betrieben zu erwarten, die dann einem Monate dauernden Verbringungsverbot unterliegen würden. Für die Wiedererlangung des Freiheitsstatus müssten umfangreiche Bekämpfungsmaßnahmen über einen mehrjährigen Zeitraum ergriffen werden.

Aktuell ist kein Impfstoff gegen BTV3 zugelassen. Die einzige Maßnahme, die in der aktuellen Situation ergriffen werden kann, besteht darin, die passive Seuchenüberwachung zu erhöhen.

Deshalb wurden die hessischen Veterinärbehörden und der LHL heute aufgefordert, Tiere empfänglicher Arten mit Krankheitssymptomen, bei denen die Blauzungenkrankheit nicht ausgeschlossen werden kann, immer auf BTV zu untersuchen.

Da vermutet wird, dass die Tierseuche im August in den Niederlanden eingeschleppt wurde, wird empfohlen, Tiere empfänglicher Arten, die seit dem 01.08.2023 aus den Niederlanden in hessische Tierhaltungen verbracht wurden, auf das Virus der Blauzungenkrankheit zu testen.

Übertragung erfolgt durch Gnitzen

Die Blauzungenkrankheit wird durch stechende Vektoren der Gattung Culicoides (sog. Gnitzen) übertragen. Da die Überträgerinsekten weite Strecken zurücklegen können, wird um einen Ausbruchsbetrieb eine Restriktionszone mit einem Radius von mind. 150 km eingerichtet. Im aktuellen Ausbruchsgeschehen in den Niederlanden wurde deshalb das gesamte Staatsgebiet zu einer Restriktionszone erklärt. Das hat den Vorteil für die niederländischen Tierhalter, dass innerhalb der Niederlande Tiere empfänglicher Arten, die aus unverdächtigen Betrieben stammen, ohne weitere Handelsauflagen verbracht werden können. Eine Verbringung nach Deutschland ist aktuell verboten. Allerdings könnten unerkannt infizierte Tiere bis in die Nähe der deutschen Grenze verbracht werden. Durch die Stechmücken könnte die Tierseuche dann leicht in deutsche Tierhaltungen eingeschleppt werden. Es wird deshalb befürchtet, dass wahrscheinlich bald auch Fälle in Deutschland auftreten werden.

Krankheitssymptome

Krankheitssymptome der Blauzungenkrankheit treten in Abhängigkeit des jeweiligen Serotyps v.a. bei Rindern und Schafen auf. Bei den Ausbrüchen in den Niederlanden wird von Krankheitssymptomen v.a. bei Schafen aber auch bei Rindern berichtet. Auch Todesfälle sind aufgetreten.

Krankheitssymptome können ein Anstieg der Körpertemperatur sowie Schwellung und Rötung der Maulschleimhäute sein. Es kann zu vermehrtem Speichelfluss und Schaumbildung am Maul kommen. Bei Anschwellen der Zunge kann diese aus dem Maul heraushängen. Die namensgebende Verfärbung der Zunge ist nur selten und nur bei hoch-empfänglichen Schafrassen zu erwarten. Lahmheiten und Aborte können auftreten. Auch Todesfälle wurden beschrieben.

Ziegen, Neuweltkameliden und Wildwiederkäuer sind ebenfalls für das Virus empfänglich. Eine Infektion bei diesen Tierarten verläuft in der Regel aber ohne sichtbare Krankheitssymptome.


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